Olaf Metzel und Rui Chafes: Das Metall und die materielle Welt
»Am Anfang war das Metall. Im scheinbaren Spannungsfeld zwischen Welten und Sprachen – und bevor sie sich auf die Suche nach anderen verborgenen Verbindungen begeben – ist es das Metall, das die beiden Künstler dieser Ausstellung, den Deutschen Olaf Metzel und den Portugiesen Rui Chafes, vereint.
Olaf Metzel, beeinflusst von der anarchistischen Bewegung und Hausbesetzerkultur, ist seit den 1980er Jahren ein präziser Beobachter gesellschaftlicher Entwicklungen, ein Bildhauer monumentaler Werke und ein unerschrockener „Agent provocateur“ der deutschen Gegenwartskunst. Rui Chafes, geprägt von der Aufbruchsstimmung nach der Nelkenrevolution von 1974, die die Demokratie in Portugal einführte, und der Nonchalance der Post-Punk-Ära, hat während seiner Ausbildung bei Gerhard Merz an der Düsseldorfer Kunstakademie zwischen 1991 und 1993 seine Liebe für die deutsche Kultur vertieft. Heute ist er ein etablierter Künstler, dessen kompromisslose Ästhetik einen festen Platz in der portugiesischen Kulturlandschaft hat.
Die aktuelle Ausstellung stellt zwei Werke gegenüber, die sich in ihren unmittelbaren Motiven und der diskursiven Intensität der beiden Künstler deutlich voneinander unterscheiden. Doch genau dadurch wird sichtbar, wie Olaf Metzels Werk, entstanden am Kreuzungspunkt des „europäischen Mittellands“ und angetrieben von einem aufwühlenden, kämpferischen Impuls, in Rui Chafes‘ Skulpturen auf ein reflektierendes, tiefgründiges Temperament trifft – geformt an der „Finis terrae“, dem äußersten Rand des Kontinents, stets in Nähe zu Abgrund und Tod. Metzels rebellischer Kampf schwingt hier im Einklang mit der melancholischen Tiefe von Chafes. Beide Bildhauer feiern die Schönheit des Verlusts: Metzel beschwört Bilder von Trümmern, Abfall und Schrott herauf, während Chafes von Fixierungs- oder Fesselungsinstrumenten, Prothesen und verkohlten Körperfragmenten spricht. In beiden finden wir dieselbe organische, fast mythische Energie der Verwüstung, die sich wie ein roter Faden durch ihre Werke zieht – entfacht von einem vitalen Widerstand gegen die Unabwendbarkeit der Dinge.
Hier begegnen wir zwei Werken, die sich zwar formal unterscheiden, aber durch eine ethische Radikalität verbunden sind. Diese Haltung hat sie im Laufe der Jahre vor den Launen des Geschmacks, den wechselnden Ästhetiken und den Erwartungen des Kunstmarktes bewahrt und so lässt sie sich vielmehr auf dem schmalen Grat einer gewissen, bewussten Einsamkeit entwickeln. Beide Künstler teilen den unerschütterlichen Glauben an die transformierende Kraft der Kunst und deren Fähigkeit, den Betrachter zu berühren, aus seiner Starre zu rütteln und ihn zu einem tieferen Verständnis angesichts des Unbills der gesellschaftlichen Realitäten zu führen. […]«
Exzerpt aus dem Essay von João Sousa Cardoso aus der ausstellungsbegleitenden Publikation. Deutsche Übersetzung von Birgit Schrader.
Chafes-Metzel_Booklet_II.pdf (1,0 MB)