Die Schale ist für Young-Jae Lee seit Anbeginn ein substanzielles Thema. Spindelvasen – im Grunde mehr Objekt als Vase – leben von ihrem Volumen. Ihre Formen sind von Ausdehnung und Verengungen, von weichen Konturen und scharfen Kanten gekennzeichnet. Die Spindelvasen sind Synthese einer konstruierenden Gestaltung westlicher Manier und koreanischen Formenguts, den sogenannten Mondtöpfen. Mit den Spinatschalen hat sich Lee von formalen Vorgaben, ihren Erfahrungen und Einstellungen zur Rezeption der koreanischen Kunst, gleich ob in Europa, Japan oder in Korea selbst, emanzipiert. Ihre Liebe gilt der Keramik der Joseon-Periode (1392-1910, konfuzianisch geprägt). So sind ihre Spindelvasen dem einzigartigen weißen Porzellan dieser Zeit verwandt, ihre Spinatschalen ein fernes Echo auf den Geist der Joseon-zeitlichen Buncheong-Keramik, einer unprätentiösen, doch kraftvollen Keramik, die mit den Konventionen ihrer edlen Vorgängerinnen, den Goreyo-zeitlichen Seladonen, gebrochen hat (Goreyo-Periode: 918-1392, buddhistisch geprägt).
Young-Jae Lee kam, nachdem sie von 1968 bis 1972 an der Hochschule für Kunsterziehung in Seoul studiert hatte, 1972 nach Deutschland, um ihre Studien bei der Keramikerin Christine Tappermann und 1973 bis 1978 an der Fachhochschule in Wiesbaden in den Fächern Keramik bei Margot Münster und Formgestaltung bei Erwin Schutzbach fortzusetzen. Nebenbei absolvierte sie 1976/77 ein Praktikum bei Ralf Busz. Ihre erste Werkstatt eröffnete sie 1978 in Sandhausen bei Heidelberg. Von 1984 an war sie künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Gesamthochschule in Kassel, bis sie 1987 die Keramische Werkstatt Margaretenhöhe in Essen übernahm. Neben ihren Einzelstücken, den Schalen und Vasen, entwickelte sie ein umfangreiches Geschirrprogramm, das sich in Formen und vor allem in Farben vielfältig nach individuellem Gusto und Bedarf kombinieren lässt. Young-Jae Lee ist mit Ausstellungen in Museen und Privatgalerien in Europa, Amerika, Korea und Japan präsent. In der Galerie Fred Jahn finden seit 1988 regelmäßig Ausstellungen sowohl mit Young-Jae Lees Einzelstücken als auch mit Teekeramik und der Geschirr-Produktion der Keramischen Werkstatt Margaretenhöhe statt.
Vita
1951
Young-Jae Lee wird in Seoul, Südkorea, geboren
1968—1972
Studium an der Hochschule für Kunsterziehung in Seoul
1972
Umzug nach Deutschland
1972—1973
Praktikum bei Christine Tappermann in Wallrabenstein
1973—1978
Studium an der Fachhochschule in Wiesbaden im Fachbereich Keramik bei Margot Münster und Formgestaltung bei Erwin Schutzbach
1976—1977
Praktikum bei Ralf Busz in Friedrichsfeld
1978—1987
Eigene Werkstatt in Sandhausen bei Heidelberg
1980
Auszeichnung durch den ersten Preis der Frechener Kulturstiftung
1981
- Preis des Richard-Bampi-Preises zur Förderung junger Keramiker, Osnabrück
1984—1987
Künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin der an der Gesamthochschule Kassel
1987—2022
Leiterin der Keramischen Werkstatt Margaretenhöhe in Essen
1989
Verleihung der Goldmedaille des Bayerischen Staatspreises
1997
Hessischer Staatspreis, 1. Preis an die Keramische Werkstatt Margaretenhöhe
2001
Verleihung des Bayerischen Staatspreises für Gestaltung an die Keramische Werkstatt Margaretenhöhe und Auszeichnung mit dem Dießener Keramikpreis
2005
Verleihung des Hessischen Staatspreises an die Keramische Werkstatt Margaretenhöhe
2015
Gastprofessur (Sommersemester) an der Abteilung für Keramik an es Kollegs für Kunst und Design an der EWHA Womans University in Seoul
2016
Young-Jae Lee erhält die Ehrendoktorwürde der Eugeniusz-Geppert-Akademie der Schönen Künste in Breslau, Polen
Selected Solo Shows
2024
100 Jahre Keramische Werkstatt Margaretenhöhe – Hetjens Museum, Düsseldorf
2023
Contemporary Craft, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg
2021
Gefässe – Galerie Karsten Greve, St. Moritz
2020
Spinatschalen – Galerie Karsten Greve, Köln
2019
KÖRPER – Young-Jae Lee – Mischanlage der Kokerei UNESCO Weltkulturerbe Zollverein, Essen
Young-Jae Lee. Emptying, Filling and Emptying – GMA Ha Jung-woong Museum of Art, Sangmu-daero, Seo-gu, Kwangju, Südkorea
Young-Jae Lee. Körper zu Körper – Museum Folkwang, Essen
WerkKunst - Gefäße von Young-Jae Lee – Dommuseum Hildesheim, Hildesheim
2018
Young-Jae Lee. Ceramics – Korean Cultural Center Brussels, Brüssel
Young-Jae Lee. Arbeiten in Keramik Galerie Karsten Greve, Köln
Young-Jae Lee. Ceramic Works – Galerie Karsten Greve, Paris
2017
Hingabe - Gefäße von Young-Jae Lee – Gartenpavillon des Klosters Beuerberg, Diözesanmuseums Freising
Young-Jae Lee. Gefäße – Hochschule für Bildende Künste (Oktogon), Dresden
2016
Witness to an Ancient Truth – Pucker Gallery, Boston, MA, USA
Augenblicke – Galerie Jahn, München
Young-Jae Lee. Vessels – Museum of Architecture, Breslau
Young-Jae Lee. Bowls – Manggha Museum of Japanese Art and Technology, Krakau
Nicht schön – MAK - Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien
2014
Young-Jae Lee. Gefäße – Schloss Reinbek, Reinbek
Große Schalen und Tee-Utensilien – Galerie Fred Jahn, München
Vessels – LWL-Industriemuseum, Schiffshebewerk Henrichenburg, Waltrop
Young-Jae Lee. Keramische Gefäße – Lippische Gesellschaft für Kunst e.V., Schloss Detmold, Detmold
2013
Young-Jae Lee und Emil Schumacher – Emil-Schumacher-Museum, Hagen
2012
Gefäße - Keramische Arbeiten von Young-Jae Lee – Zeche Zollverein, Essen, Deutschland
2011
Behältnisse: Installation von Young-Jae Lee – Museum für Asiatische Kunst, Berlin
2010
Young-Jae Lee – Kunstverein Heinsberg, Heinsberg-Unterbruch
Young-Jae Lee. Formen aus der Erde – Altana Kulturstiftung im Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg
Young-Jae Lee – Hyundai Gallery, Seoul
2009
Young-Jae Lee 111 – Galerie DKM, Duisburg
2008
Young-Jae Lee. Spindelvase – Pinakothek der Moderne, München
2007
Neue Schalen – Galerie Elmar Weinmayr, Tokyo
2006
Young-Jae Lee. 1111 Schalen – Pinakothek der Moderne, München
2004
Gefäße – Museum Morsbroich, Leverkusen
2003
Galerie Fahnemann, Berlin
2002
Gefäße – Kunststation St. Peter, Köln
Galerie Hyundai, Seoul
1999
The Road Livings Gallery, Kobe, Japan
1997
Ceramics, Weinberg Contemporary Art, San Francisco, USA
1996
Museum für Ostasiatische Kunst, Berlin
Museum für Ostasiatische Kunst, Köln
1994
Keramikmuseum, Frechen
1993
Galerie Rhomberg, Innsbruck