Erstmals stellt die Galerie Jahn den Künstler Raymond Gantner in einer Einzelschau aus. Neben Fotoarbeiten, wie sie bereits in der Gruppenausstellung STICKYFINGERS gezeigt wurden, sind nun auch Siebdrucke und Siebdruckcollagen der letzten fünf Jahren, sowie Skulpturen aus Holz in den Ausstellungsräumen der Residenz zu bewundern.
Der Künstler arbeitet in unterschiedlichen Medien seriell, verfolgt einen Erzählstrang, ein Thema: Die schwarz-weiß Fotografien zeigen Interieursituationen verwaister Zimmer, denen etwas Morbides, Melancholisches anhaftet. Innenräume, die auf humorvolle Art und Weise ihren geisterhaften Bewohnern begegnen oder sich symbiotisch mit ihnen vereinen. Futuristische Städteszenarien mit ihrer urbanisierten Landschaft bis hin zu abstrahierten, möglicherweise inszenierten Lichterscheinungen. Diese bleiben nach einem aufwendigen Arbeitsprozess als fotografische Illusion zurück und verschränken dabei Zeit, Bewegung und Licht in sich. Das Momenthafte der Fotografie wird so destruiert. Raymond Gantner greift in fotografische Prozesse, wie Montage und Belichtungstechniken, massiv ein und erschafft räumliche Dekonstruktionen der abgebildeten Realität. Unterstützt wird diese Verfremdung auch mit Hilfe zerschnittener, arrangierter Negative und Folienschnipsel, die das eigentliche Fotomotiv überlagern. Das vermeintlich Reale, also das fotografierte Motiv, wird so durch zusätzliche Abstraktion in Frage gestellt. Fotochemikalien werden ihrer Funktion entledigt und als malerisches Element integriert. Die Reproduzierbarkeit wird dadurch unmöglich gemacht und es bleiben Unikate zurück, die sich nicht mehr so leicht als Fotografie einordnen lassen und eine vielseitige Reflexion mit dem Medium Fotografie erkennbar werden lassen.
Die Vielschichtigkeit ist auch in den vorausgegangenen Siebdruckarbeiten auffindbar. Der Arbeitsprozess dieser Drucktechnik ist durch ein Aufschichten von Farbe charakterisiert. Mittlerweile entstehen Fotogramme und Siebdruckarbeiten parallel und schaffen innerhalb des Werkes zwischen den doch so unterschiedlichen Medien erkennbare Brücken. In den gefrästen Holzobjekten werden diese Schichten ins Räumliche gedacht und gehen auf die Überlagerungen der Fotogramme und Siebdruckarbeiten ein. Auf sehr sensible Weise wird hier auf die oft nicht durchschaubare Technik künstlerisch Bezug genommen und die Zusammenführung der verschiedenen Medien findet ihre Rechtfertigung.
Text von Felicitas Kirgis
Galerie Fred Jahn I Residenz
Residenzstraße 1 I 80333 München