





























Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2023
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Opening: Donnerstag, 16. März 2023, 18–21 Uhr
Isa Genzken gehört zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Über einen Zeitraum von 50 Jahren hat sie ein einzigartiges Œuvre aus Skulpturen, Installationen, Fotografien, Collagen, Filmen und Zeichnungen geschaffen. Mit ihren Werkgruppen »Ellipsoiden« (1976–1982) und »Hyperbolos« (1979–1985), gefolgt um die Mitte der 1980er Jahre von Gips- und Betonskulpturen, hat Isa Genzken das bis dato gängige Repertoire des Mediums der Bildhauerei entscheidend erweitert. Ihr Werk hat Generationen von Künstler*innen beeinflusst und herausgefordert, während ihr kompromisslos heterogener künstlerischer Ansatz sich bis heute einer allgemeingültigen Lesart und zeitgeistlicher Vereinnahmung entzieht. Die Gründe hierfür sind in werkimmanenten Aspekten zu suchen: der fragmentarische Charakter der verschiedenen Werkgruppen, die feinsinnige Verbindung von Materialität und Geistigkeit, die Präferenz von Werkstoffen temporärer Natur, die subjektive Beziehung zwischen Skulptur, Architektur und Raum, die radikale Verweigerung stilistischer, thematischer und chronologischer Linearität oder die ausgeprägte Vorliebe für disparate und kritische Momente, die sich nicht ohne Weiteres auflösen lassen und gegensätzliche Emotionen auslösen.
Diese Beobachtungen gelten in gleichem Maße für die Papierarbeiten Genzkens, die im Zentrum der aktuellen Ausstellung »Isa Genzken. Basic Research« bei Jahn und Jahn stehen. Die Ausstellung findet zeitgleich in München und in Lissabon statt und vereint ausgewählte Zeichnungen aus verschiedenen Schaffensphasen der Künstlerin von 1979 bis in die 2000er Jahre. Der Titel nimmt Bezug auf den gleichnamigen Zyklus von Ölbildern, die zwischen 1988 und 1993 als Leinwand- oder Papierfrottagen auf Genzkens Atelierboden entstanden sind. Die gerakelten Abdrücke formen Arbeitsspuren und Unebenheiten des Untergrunds ab, wecken jedoch auch Assoziationen an vergrößerte fotografische Aufnahmen von Gewebestrukturen oder Landschaftsformationen. Die Serie »More Light Research« zeigt fotogrammartige Bilder, die mit Spray, Lack und Schablonen erzeugt sind. Gemeinsam mit den »Basic Research«-Frottagen handelt es sich um ästhetische Hybride, denen die Künstlerin die Widersprüche der Wirklichkeitsrezeption gewissermaßen einverleibt hat.
Viele Zeichnungen, die in der Ausstellung zu sehen sind, stehen in engem Zusammenhang mit skulpturalen Werken Genzkens. Bei einigen der frühesten Papierarbeiten aus den Jahren 1979 bis 1983 handelt es sich um Skizzen und Entwürfe zum Themenkomplex der »Ellipsoiden« und »Hyperbolos« – lange, schlanke Bodenskulpturen, deren Kurven mit dem Computer berechnet wurden. Andere Zeichnungen veranschaulichen Genzkens kontinuierliche Beschäftigung mit Volumina und Formfindung für freistehend oder auf Sockeln konzipierte Raumobjekte, wie etwa »Rheinbrücke« oder »Staffelei« (beide 1983). Ein fünfteiliges Collagen-Set zeigt Vorarbeiten für einen ihrer frühesten Aufträge für Skulpturen im öffentlichen Raum: Es handelt sich um Entwurfszeichnungen für ein Doppelportal aus Stahl und Beton, welches Isa Genzken 1986/87 im Rahmen der Skulptur Projekte Münster für die Universitäts- und Landesbibliothek in Münster realisierte. Zwischen Skulptur und Architektur changierend führte dieses Raumsystem mit dem Titel »ABC« bis zu seinem Abriss kurz nach Ende der Ausstellung 1988 einen kritischen Dialog mit seiner baulichen Umgebung, der räumlichen Ordnung und der sozialen Funktion des Ortes.
Für die Ausstellung konnte eine Reihe von Papierarbeiten gewonnen werden, die aufgrund ihrer wechselseitigen Interaktion mit Plastiken eine besondere Rolle innerhalb von Genzkens zeichnerischem Œuvre einnehmen. Es handelt sich um Werke, die im Kontext der bereits erwähnten Gips- und Betonarbeiten zu lesen sind, welche um die Mitte der 1980er Jahre in der Auseinandersetzung mit der Architektur des zwanzigsten Jahrhunderts entstanden, und dennoch weit über gängige Vorstellungen von Bildhauerzeichnung hinausreichen. Hier manifestiert sich die Transformation skulpturaler und räumlicher Probleme in das Medium der Zeichnung und in der Folge die Ableitung gewonnener Erkenntnisse für die bildhauerische Praxis. Ergänzt und erweitert wird die Ausstellung durch eine Auswahl an klein- und großformatigen Collagen aus Selbstbildnissen sowie mit Fisch- und Architekturmotiven aus dem Jahr 2001. Aquarellzeichnungen, teilweise collagiert mit Spiegelfolie und neongrünem Klebeband, rufen die gegen Ende der 1990er Jahre entstandenen Spiegelskulpturen und »sozialen Fassaden« von 2002 in Erinnerung. Genzken setzt sich mit den abgeschotteten reflektierenden Glasfassaden zeitgenössischer urbaner Architektur auseinander. Die Künstlerin hält uns den Spiegel vor und evoziert Vorstellungen von distanzierten Verhältnissen und gesellschaftlichen Brüchen. Die spezifische Material- und Farbästhetik der nach der Jahrtausendwende entstandenen Collagen verweist zudem auf die zeitliche Nähe zu einem der Höhepunkte in Isa Genzkens Schaffen: 2007 bespielte sie mit der Rauminstallation »Oil« den deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt mit der Galerie Buchholz (Berlin, Köln und New York).
Isa Genzken, geb. 1948 in Bad Oldesloe, lebt und arbeitet seit 1996 in Berlin. Ausbildung: 1969–1971 Hochschule für Bildende Künste Hamburg, 1971–1973 Hochschule der Künste Berlin, 1973–1975 Studium der Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Köln, 1973–1977 Staatliche Kunstakademie Düsseldorf. 1977–1978 Lehrauftrag für Bildhauerei an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf, 1978–1979 Lehrauftrag für Gestaltungslehre an der Fachhochschule Niederrhein, Krefeld. Auszeichnungen und Preise: 1978–1980 Karl Schmidt-Rottluff-Stipendium; 1980 Kunstpreis Berlin; 1987, 1997 und 2007 Skulptur Projekte Münster; 2002 Wolfgang Hahn Preis, Museum Ludwig, Köln; 2004 Internationaler Kunstpreis der Kulturstiftung der SSK München; 2007 Deutscher Pavillon, 52. Venedig Biennale; 2017 Preisträgerin des Kaiserrings.
Ausgewählte Einzelausstellungen
2021 Kunstsammlungen Nordrhein Westfallen, K21, Düsseldorf. 2020 Kunstmuseum Basel; Galerie Buchholz, New York; David Zwirner, Paris. 2019 Kunsthalle Bern; Jahn und Jahn, München. 2016 Bundeskunsthalle, Bonn; 2015 Stedelijk Museum, Amsterdam; Museum für Moderne Kunst MMK, Frankfurt a.M.; Martin-Gropius-Bau, Berlin. 2014 The Museum of Contemporary Art, Chicago; Dallas Museum of Art; Museum der Moderne, Salzburg. 2013 Museum of Modern Art, New York; Galerie Buchholz, Köln. 2012 Schinkel Pavillon, Berlin; Hauser & Wirth, Zürich/London. 2010 New Museum, New York; Museion, Bozen; Witte de With Centre for Contemporary Art, Rotterdam. 2009 Museum Moderner Kunst, Frankfurt a.M.; Museum Ludwig, Köln; Whitechapel Gallery, London. 2007 Deutscher Pavillon, 52. Venedig Biennale; Staatliche Kunstsammlungen Dresden. 2006 Camden Arts Centre, London; Kunsthalle Kiel. 2005 Galerie Daniel Buchholz, Köln; David Zwirner, New York. 2004 Städtische Galerie im Lenbachhaus, München. 2003 Kunsthalle Zürich; neugerriemschneider, Berlin. 2002 Museum Abteiberg, Mönchengladbach; Museum Ludwig, Köln. 2000 Frankfurter Kunstverein, Frankfurt a.M.; AC Project Room, New York; Kunstverein, Braunschweig. 1999 Fries Museum, Leeuwarden. 1996 Generali Foundation, Wien. 1994 Galerie Stadtpark, Krems. 1993 Palais des Beaux-Arts, Brüssel; Kunsthalle Bremen. 1992 The Renaissance Society, University of Chicago; Portikus, Frankfurt a.M.; Marian Goodman Gallery, New York. 1991 Galerie Fred Jahn, Stuttgart; Galerie Jürgen Becker, Hamburg. 1990 Galerie Jahn und Fusban, München. 1989 Kunstmuseum Winterthur; Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam. 1988 Galerie Daniel Buchholz, Berlin; Galerie Ghislaine Hussenot, Paris. 1988 Rheinisches Landesmuseum, Bonn. 1986 Galerie Fred Jahn, München. 1983 Galleria Pieroni, Rom. 1982 Kölnischer Kunstverein, Köln; Forum Kunst Rottweil. 1981 Institut Mathildenhöhe, Darmstadt. 1980 Galerie Max Hetzler, Stuttgart; Galerie van Krimpen, Amsterdam. 1979 Museum Haus Lange, Krefeld. 1978 Kabinett für aktuelle Kunst, Bremerhaven. 1976 Galerie Konrad Fischer, Düsseldorf.
Weiterführende Literatur
Isa Genzken. Werke von 1973 bis 1983, hg. v. Søren Grammel, mit Beiträgen v. Simon Baier, Jutta Koether u. Griselda Pollock, Kat. Ausst. Kunstmuseum Basel / Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Köln 2020, 240 S.
Isa Genzken. Außenprojekte, hg. v. Daniel Müller u. Christopher Müller, mit Beiträgen v. Manfred Hermes u. Susanne Kleine, Köln 2020, 192 S.
Lisa Lee, Isa Genzken. Sculpture as World Receiver, Chicago/London 2017, 164 S.
October Files 17: Isa Genzken, hg, v. Lisa Lee, Massachusetts 2015, 205 S.
Isa Genzken. Retrospective, mit Beiträgen v. Sabine Breitwieser, Laura Hoptman, Lisa Lee u.a., Kat. Ausst. The Museum of Modern Art, New York / The Museum of Contemporary Art Chicago / Dallas Museum of Art, New York 2013, 335 S.
Isa Genzken. Oil, mit Beiträgen v. Nicolaus Schafhausen, Liam Gillick, Juliane Rebentisch, Vanessa Joan Müller u. Willem de Rooij, hg. v. Nicolaus Schaufhausen, Kat. Ausst. Deutscher Pavillon, Venedig Biennale 2007, Köln 2007, 212 S.
Isa Genzken, mit Beiträgen v. Benjamin Buchloh u. Paul Groot, Kat. Ausst. Society Gallery, University of Chicago / Portikus Frankfurt am Main / Palais des Beaux Arts, Brüssel / Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 1993, Köln 1992. 152 S.
Isa Genzken. Arbeiten auf Papier, mit einem Text v. Paul Groot, Kat. Ausst. Galerie Jahn und Fusban, München 1990, 56 S.
Isa Genzken, mit Beiträgen v. Paul Groot u. Gregorio Magnani, Kat. Ausst. Museum Boymans-van Beuningen Rotterdam, Köln 1989, 24 S.
Isa Genzken, mit Beiträgen von Klaus Honnef, Dieter Schwarz u. Jan van Adrichem, Kat. Ausst. Rheinisches Landesmuseum, Bonn / Kunstmuseum Winterthur / Museum Boymans-van Beuningen, Rotterdam, München 1988, 112 S.
Isa Genzken, Kat. Ausst. Galerie Fred Jahn, München 1986, 24 S.