Opening: Freitag, 8. September 2023, 18–21 Uhr
VARIOUS OTHERS Sonderöffnungszeiten: Samstag, 9. September, 12–19 Uhr & Sonntag, 10. September, 12–18 Uhr
Sonntag, 10. September, 13 Uhr: Artist Talk mit Dr. Sabine Adler (Eres Stiftung), Andreas Schmitten und Polina Stroganova.
Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojektim Rahmen von VARIOUS OTHERS mit Holly Hendry (Stephen Friedman Gallery, London), Anne Neukamp (Gregor Podnar, Wien) und Andreas Schmitten (Schönewald, Düsseldorf), in Zusammenarbeit mit Polina Stroganova.
Die Ausstellung FLIP bei Jahn und Jahn in München vereint Werke von Holly Hendry, Anne Neukamp und Andreas Schmitten. Titelgebendes Leitmotiv ist das Moment des Umdrehens sowie ein nonchalantes Wechselspiel zwischen den verschiedenen künstlerischen Positionen. Im Rahmen von VARIOUS OTHERS konzipiert zeigt die Ausstellung Skulpturen und Bilder, die uns mit attraktiven, spielerischen Oberflächen anziehen und zugleich irritierende, unheimliche Momente entstehen lassen. Was steckt hinter diesen, scheinbar perfekten, glatten Oberflächen? Und wie verhalten sich unsere Körper zu den physischen und immateriellen Räumen, in denen wir uns bewegen?
In ihren Skulpturen beschäftigt sich Holly Hendry mit dem Verhältnis von Körper und Raum, von innen und außen. Durchlässigkeit und Morbidität spielen in Hendrys, vereint von comicartigen Motiven und Humor geprägten Bildsprache eine große Rolle. Verborgene, physische Funktionsweisen und Mechanismen werden offengelegt und auf spielerische Art und Weise verhandelt. Einer spezifischen inneren Logik folgend werden die Motive dabei neu zusammengesetzt. Auf diese Weise entstehen höchst artifiziell anmutende skulpturale Gebilde. Die Künstlerin stellt unsere Wahrnehmung und die Trennung physisch-chemischer Prozesse im Körper von der emotionalen bzw. seelischen Ebene in Frage. Charakteristisch für das Werk der Künstlerin ist die Anwendung innovativer Gussmethoden und der Einsatz von gefärbten Materialien wie Gips, Jesmonite, Beton, Kreide, Schaumstoffen und Marmor. Wo immer sich bei Hendry Räume öffnen, werden Inhalte sichtbar: Eine Zunge fällt aus einem offenen Kartonschlund, der zu gähnen scheint. Ein anderes Werk zeigt eine offene Kiste, die uns Einblick in ihr gestapeltes Inneres ermöglicht und aus der eine Hand ragt.
Die Skulpturen und Installationen von Andreas Schmitten verweisen mit ihren scheinbar perfekten, sterilen Oberflächen auf dahinter verborgene Leere und Widersprüchlichkeiten. Seine handwerklich minutiös erarbeiteten architektonischen Miniatur-Modelle sind voller skurriler Details: Wir stoßen auf überdimensionale, hohle Köpfe, die Monumenten im Stadtraum gleichen, auf Treppen und Leitern, die ins Nichts führen, auf Wäscheleinen und zahllose Gartenutensilien, deren Nutzen in dieser Konstruktion von Welt unklar bleibt. Schmittens Werke sind humorvoll, verspielt, melancholisch und beklemmend zugleich. Sie provozieren einen Augenblick der Irritation. Auch in seinen Arbeiten auf Papier verhandelt der Künstler die Beziehung zwischen Körper und Raum und konfrontiert uns mit Themen wie Gewalt, Kontrolle und Indifferenz. Die Zeichnungen erinnern an makabre Gebrauchsanweisungen: Körper werden zersägt oder durchbohrt, verschmelzen mit Möbeln oder Architekturelementen.
In der Malerei von Anne Neukamp entwickeln vertraute Motive und Symbole ein surreales Eigenleben. Auch hier durchdringt der Blick nicht die Oberfläche und verharrt in einer konstanten Schwebe zwischen Fläche und Raum, an einem undefinierbaren Punkt zwischen Sehen und Dechiffrieren. Neukamp platziert objekthafte Zeichen, darunter Schlüssellöcher, Seile, Scharniere, Nasen, sowie architektonische und graphische Elemente auf beinahe monochromen Flächen. Dabei schafft sie eine räumliche Ambivalenz, die keine Zuordnung von Vorder- und Hintergrund zulässt. Aus ihrem ursprünglichen Kontext isolierten motivischen Details werden unerwartete Elemente entgegensetzt, die sich einer konkreten Beschreibung von Funktionalität entziehen. Neukamp animiert uns dazu, vorhandene Deutungsmuster zu hinterfragen und Dinge jenseits von Realität zuzulassen.
Biografien
Holly Hendry, geb. 1990 in London, lebt und arbeitet ebd. Ausbildung: 2014–2016 Royal College of Art, London; 2009–2013 Slade School of Fine Art, London; 2008–2009 UCA Farnham, University for the Creative Arts, Canterbury. Auszeichnungen: 2018 Rome Fellow, British School, Rom; 2019 Arts Foundation Award for Experimental Architecture. Ihre Werke befinden sich in folgenden öffentlichen Sammlungen: Arts Council, UK; British Council, UK; FRAC Grand Large, Dunkirk, Frankreich; Government Art Collection, UK. Ausgewählte Einzelausstellungen und Aufträge: 2024 SCAD Museum of Art, Savannah, Georgia, USA; 2023 Slackwater, The Artist’s Garden, Temple tube station, London (Kunst im öffentlichen Raum, im Auftrag von CoLAB); 2023 Lip Sync, STEAMhouse, Belmont Works building, Birmingham (Kunst im öffentlichen Raum, im Auftrag von Eastside Projects & Birmingham City University); 2022 Sump, Esch-sur-Alzette, Luxembourg (Kunst im öffentlichen Raum); 2022 & 2020 Stephen Friedman Gallery, London; 2021 De La Warr Pavilion, Bexhill-on-Sea, UK; 2019 Weston Gallery, Yorkshire Sculpture Park, UK; 2019 Cenotaph, The Tetley, Leeds (im Auftrag der Liverpool Biennale & Liverpool BID Company 2018); 2018 Frutta, Rom; 2018 Phyllis, Selfridges Duke Street, London (im Auftrag des Yorkshire Sculpture Park & Selfridges, London); 2017 Arratia Beer, Berlin; 2017 Pippy Houldsworth Gallery, London; 2017 BALTIC Centre for Contemporary Art, Gateshead, UK; 2017 Victoria Gallery & Museum, Liverpool; 2016 Rice + Toye, London.
Anne Neukamp, geb. 1978 in Düsseldorf, lebt und arbeitet in Berlin. Ausbildung: 1999–2000 Kunstakademie Düsseldorf; 2000–2007 Hochschule für Bildende Künste, Dresden. Auszeichnungen & Residency Programme: 2015 Pollock-Krasner Foundation Grant, New York; 2015/16 Residency, International Studio and Curatorial Program, New York; 2016 Nominierung für den Prix Jean-Francois Prat; 2019 Katalogförderung, Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Berlin. Seit 2020 ist Neukamp Professorin für Malerei an der Hochschule für bildende Künste, Dresden. Ausgewählte Einzelausstellungen: 2023 Leopold-Hoesch Museum, Düren; 2022, 2017 & 2014 Galerie Greta Meert, Brüssel; 2020 Linn Lühn, Düsseldorf; 2019, 2015 & 2012 Gregor Podnar, Berlin; 2018 Rosenwald-Wolf-Gallery, University of the Arts, Philadelphia, USA; 2018 & 2014 Galerie Valentin, Paris; 2017 Marlborough Contemporary, New York; 2016 Ludlow 38, New York; 2015 Towards at Jr. Projects, Toronto, CA; 2015 Lisa Cooley, New York (mit Zachary Leener); 2014 Galeria Agustina Ferreyra, San Juan, PR; 2013 Oldenburger Kunstverein, Oldenburg; 2013 Galerija Gregor Podnar, Project Space Ljubljana, Slovenien; 2013 Clockwork Gallery, Berlin; 2012 Wilhelm-Hack-Museum, Rudolf-Scharpf-Galerie, Ludwigshafen.
Andreas Schmitten, geb. 1980 in Mönchengladbach, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Ausbildung: 2001–2006 Heinrich Heine Universität, Düsseldorf; 2006–2012 Kunstakademie Düsseldorf; 2010–2011 Gnomon School of Visual Effects, Los Angeles. Auszeichnungen & Residency Programme: 2020 Stiftung Kunstfonds, Bonn; 2017 Falkenrot-Preis, Berlin; 2014 DAAD, Stipendium, Los Angeles; 2013 Förderpreis der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland; 2012 Kunstpreis START, Kunstmuseum Bonn. Seine Werke befinden sich u.a. in folgenden öffentlichen Sammlungen: Museum Kurhaus Kleve; Olbricht Collection, Essen; Kunstmuseum Bonn; Kunstsammlung Deutsche Bundesbank, Frankfurt a.M.; Museum Kunstpalast, Düsseldorf; Sifang Art Museum, Nanjing, China; G2 Kunsthalle, Sammlung Hildebrand, Leipzig; Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf; Cragg Foundation, Wuppertal; Sammlung Philara, Düsseldorf. Ausgewählte Einzelausstellungen: 2023 Malkasten, Düsseldorf; 2023 G2 Kunsthalle, Leipzig; 2022 & 2013 Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal; 2022 Peter und Irene Ludwig Stiftung, Aachen; 2022 & 2017 Schönewald, Düsseldorf; 2021 & 2016 König Galerie, Berlin; 2019 Kunstverein Bremerhaven; 2019 Kunstpalais Erlangen; 2019 Sammlung Philara, Düsseldorf; 2018 König Galerie, London; 2018 Museum Kurhaus Kleve; 2017 The Journal Gallery, New York; 2017 Künstlerhaus Bethanien, Berlin; 2014 Galerie Linn Lühn, Düsseldorf; 2013 Kunstsammlung NRW, Düsseldorf; 2012 Kunstmuseum Bonn.