Die Galerie Jahn und Jahn zeigt im Mai 2022 eine Auswahl an selten oder noch nie ausgestellten Werken von Heinz Butz. Der Fokus der Ausstellung liegt auf monochromen Bildobjekten, die in den 1960er und frühen 1970er Jahren entstanden sind. Ergänzt wird die Ausstellung um eine spätere Serie partiell collagierter Buntstiftzeichnungen auf Karton aus dem Jahr 1989. Die Bezeichnung Bildobjekte für die meisten der gezeigten Arbeiten beruht auf der handwerklichen Ausführung in Gestalt farbig lackierter, dünner Holzspanplatten. Hierbei variiert das Formenvokabular von abstrakt geometrischer Linienführung über technisch anmutende Modulformationen bis hin zu weich konturierten Erscheinungsformen, deren Herkunft aus der Natur, nicht selten als Ableitung vom menschlichen Körper, offenkundig ist. Einige der Objekte bestehen aus mehreren, oft feingliedrigen Plattenelementen, die von Schnüren zusammengehalten und auf diese Weise zu organisch beweglichen Gebilden werden. Das Farbspektrum changiert zwischen pastelligen Gelb- und Graubeigetönen, hellem Lavendelblau, zartem Graurosa, leuchtendem Königsblau sowie Olivgrün und Schwarz. Wesenhaft sind die Mehrteiligkeit und die rhythmische Kombinierbarkeit der teils sehr zierlichen Objekte im Raum. Das erlaubt immer wieder neue Möglichkeiten der freien und durchaus spielerisch aufzufassenden Formgestaltung sowie überraschende Assoziationen durch stets neue Arrangements. Meist von nur einer Ringschraube im Lot gehalten, trägt jedes dieser Werke den Gedanken an eine Wandplastik in sich, deren sorgfältig austarierte Erscheinung zwar unveränderlich und dennoch Ausdruck eines fragilen Zustands in dauerhafter Schwebe ist.
Die ausgeprägte Vorliebe für einfache und gleichermaßen durchdachte Präsentationsformen ist charakteristisch für das gesamte Œuvre des heute 96-jährigen Künstlers. Deutlich wird dies auch an den schmalen und eng am Bild anliegenden Rahmenleisten, mit denen er mitunter seiner Werke versieht. Einige Arbeiten entfalten dank dieser Einfassung ein besonders prononciertes Verhältnis zwischen Farbfläche und Konturlinie, andere kommen besser ohne sie aus. In beiden Fällen kristallisiert sich die den Werken innewohnende Kraft stets am Rand der Bilder. In diesem Sinne versteht sich auch die Beschränkung der Bildgrößen auf kleine und mittlere Formate. Bei Butz ist nichts zu viel, alles ist immer nur so weit ausgeführt, wie es notwendig ist, um die Form behutsam auf der Fläche mittels der Umrisszeichnung entstehen und leben zu lassen. Dieses Prinzip hat seinen Ursprung in der Auseinandersetzung von Butz mit den avantgardistischen Kunstströmungen vom Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Butz studierte von 1950 bis 1956 an der Akademie der Bildende Künste München bei Franz Nagel und Walther Teutsch. Zunächst schuf er gegenständliche Bilder, setzte sich mit den Bildstrategien von Paul Cézanne, Paul Klee und Wassily Kandinsky auseinander. Ab Mitte der 1950er Jahre entwickelte Butz eigenständige abstrakte Kompositionen, gefolgt von experimentelleren Bildtypen und der Annäherung an die Skulptur ab den 1960er Jahren. Ausgangspunkt all seines Schaffens ist die Zeichnung. Über siebzig Jahre lang hat Butz die Grammatik seiner Bildsprache mit Blei- oder Buntstiften an einem schlichten kleinen Holztisch in seinem Münchner Atelier entwickelt. Weder er noch seine Werke suchen nach Geltung und benötigen auch keinen lauten Auftritt: In der Stille blühen sie auf.
Heinz Butz (geboren 1925 in Dillingen an der Donau, lebt und arbeitet in München). Nach seiner Rückkehr aus der russischen Kriegsgefangenschaft im Jahr 1946 studierte er ab 1948 an der Kunstschule der Stadt Augsburg. 1950 wechselte er an die Akademie der Bildenden Künste nach München. Von 1954 an lehrte er zunächst an der Kunstschule und dann an der Werkkunstschule in Augsburg. Von 1967 bis 1991 hatte er eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in München inne. Nach 2019 ist die aktuelle Präsentation die zweite Einzelausstellung des Künstlers bei Jahn und Jahn. Zuvor fanden in der Zeit von 1984 bis 2015 in der Galerie Fred Jahn zehn Einzelausstellungen statt.