



















Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2022
In Hedwig Eberles Bildern spüren wir zugleich den Schaffensprozess mit seinen Wendungen und Hindernissen und die Gegenwart der grenzensprengenden, bewusstseinserweiternden Freisetzung des vollendeten Werks, das sich aus seiner eigenen, ihm innewohnenden Kraft von selbst schaffen will. Die Malerin ist Dokumentatorin eines Prozesses, dessen Neigung, sich zu entfalten, sie mit ihrer ganzen Hingabe verfolgt. Sie lauscht dem Material ab, wohin es sie führt. Künstlerische Absicht und der während des Entstehens zunehmend sichtbarer werdende Wille des zeichnerischen und farblichen Wechselspiels, des entstehenden Kunstwerks selbst, verschmelzen zu absichtsloser Einheit, zu einer konkreten Abstraktion, die die Betrachtenden in eine Welt mitnimmt, die ganz hier und jetzt und zugleich in der Undefinierbarkeit des Unendlichen verortet ist. Das überzeitlich Archaische durchschneidet die Zeitachse und artikuliert sich als überraschende, blitzartig eintretende Aktualität. In formloser Ungebundenheit entstehen einander überlagernde, potenziell sich herausbildende Formen, die uns – von Auge zu Auge der Betrachtenden – variierend anspringen wie beflügelte Wesen, beseelte Liniengebungen, strahlkräftige Farbtönungen, weit mehr musikalisch schwingender als erratisch narrativer Art. Diese Bildsprache bewegt sich grundsätzlich jenseits jeglicher Ratio, Kombinatorik oder kalkulierten Wirkung. Sie balanciert in jedem Moment auf Messers Schneide, ganz dem Risiko des Augenblicks ergeben und diesen mit ihrem vielschichtigen Sein feiernd, und darin unmittelbar aus der Zeit, dem Nacheinander, der messbaren Kausalität heraustretend in den freien Raum der puren Kreativität, wo intuitive Formung in geradezu haptisch erfahrbarem Kontakt mit dem formlosen Urgrund des Seins erlebt werden kann – als Befreiung von den das Bewusstsein hypnotisierenden Fixierungen der Alltagswelt.
Hedwig Eberle (geb. 1977 in München, lebt und arbeitet am Staffelsee) studierte bei Sean Scully an der Akademie der Bildenden Künste München und wurde 2014 mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet. Drei Jahre später folgte der Kunstpreis der Akademie der Schönen Künste, München, wo sie zuletzt 2020 mit Georg Fuchssteiner ausstellte. Seit ihrer ersten Soloschau bei Matthias Jahn 2010 verbindet die Künstlerin eine enge Zusammenarbeit mit der Galerie.
Christoph Schlüren