













Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2018
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2018
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2018
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2018
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2018
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2018
Ausstellungsansicht, Jahn und Jahn, München, 2018
Auf Papieren von ungleicher Textur entfalten sich Räume in sanften Tönen. Mit – und in – und durch Landschaften. Gibt es so etwas wie leise Landschaftsräume? NEBELLEBEN heißt die Einzelausstellung des deutschen Künstlers Georg Fuchssteiner, der 2018 mit dem Kunstpreis der Akademie der Schönen Künste München ausgezeichnet wurde. Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen und Collagen der letzten zwei Jahre sind in den Räumen der Galerie zu sehen. Der Ausstellungstitel NEBEL-LEBEN liest sich vorwärts wie rückwärts – ein Palindrom.
Hier ein Raunen. Von erdigen Ockerfarben, von hartem Geröll in unzugänglichem Gebirge. Dort taucht die blaue Stunde moosige Satinpolster in ein unwirkliches Licht. Ihr „Violett, so heftig-feucht, als ob es die Komplementärfarbe der Sonne wäre“(1). Wald, Wolken, Meer, Horizont. Dunstschleier. Scheinbar aus dem Nichts wachsen die Linien aus den feinporigen Papierfasern. Die Konstellationen aus den bildnerischen Elementen vermögen Erinnerungen in uns zu wecken, die wir noch nicht kennen. Gemeinsam erkunden sie die Oberfläche. Entlocken ihre innewohnenden Geheimnisse. Begegnungen mit Wiedersehen. Ein kleiner Abschied, dessen glitzernde Träne im Augenwinkel alles verrät. Kontemplation in stiller Zurückgezogenheit.
In individueller Geschwindigkeit tastet das Auge das Werk ab. Jeder Teil der Bildfläche ist gleichbehandelt. Kein Schlagschatten, dafür Perspektiven. Nicht eine, sondern mehrere. Man verweilt – setzt zusammen, was nicht auseinanderfiel und nimmt doch (und gerade deshalb und nicht nur) die Autonomie der einzelnen Elemente wahr. Zeit ist enthoben. „Diese Beschäftigung wird Malerei genannt und sie erfordert Phantasie und Geschicklichkeit der Hand, um der einfachen Aufgabe gerecht zu werden, Dinge zu schauen, die hinter den natürlichen Dingen verborgen sind und sie dann mit der Hand festzuhalten, daß sie volle Anschauung werden, obwohl sie doch so nicht existieren.“ (2)
Text: Felicitas Kirgis
(1) Rilke, Rainer Maria: Briefe über Cézanne, Frankfurt a. M., 1952, S. 15.
(2) Cennino Cennini, aus dem Handbuch des Kunsthandwerks.