Opening: Donnerstag, 25. Mai 2023, 18–21 Uhr
Andreas Breunig analysiert und seziert sein Material. In jeder seiner Kompositionen stellt der Künstler kalkulierte Gestik, Textur, Schnelligkeit und die unterschiedlichsten Facetten bildimmanenten Repräsentationsanspruchs auf die Probe. Dem kombinatorischen Prinzip konstanter Permutationen folgend werden malerische Kodierungen stets aufs Neue arrangiert und Wechselbeziehungen von Motiven und Elementen frei ausgelotet. Breunig kontrastiert plane, piktoriale Oberflächen mit dreidimensional erscheinenden Bildräumen. Zugleich manifestiert sich in seinen Bildern eine pointierte Auseinandersetzung mit dem Phänomen digitaler Immaterialität. In kontinuierlicher Auseinandersetzung mit artifiziellen Lichtsituationen (Displays, Filter usw.) reicht Breunigs farbliches Spektrum von grellen, übersteigerten Tönen bis hin zu einer fein nuancierten, subtil ausdifferenzierten Farbpalette. Seine Werke zeugen nicht zuletzt von der Potenzierung der Ausdrucksmöglichkeiten seiner Malmittel Öl, Acryl, Bleistift und Kohle. Als Resultat aus dem gleichzeitigen Auftreten verschiedenster Erscheinungsformen verschwimmen in seinen Bildern die Grenzen zwischen Malerei, Fotografie und Druck ebenso wie mögliche Zuschreibungen zu Kategorien wie Original, Kopie und Reproduktion.
Flatternde Linien und sprühende Farben bevölkern die Bilder von Hedwig Eberle. Für die Künstlerin charakteristisch sind der überbordende Chromatismus und die Überführung von Formen und Volumina, die einem gestischen Impetus entspringen, in ein rhythmisch harmonisches Zusammenspiel. Ihre abstrakten Kompositionen scheinen einer eigenen inneren Logik zu folgen, die gegensätzliche Parameter wie Kontrolle und Zufall auf neue, überraschende Art und Weise in Einklang bringt und dabei immer noch den ursprünglichen Aufruhr der Elemente in sich trägt. Offenbar mühelos bewegt sich die Hand Eberles mal aufbrausend ungestüm, dann wieder behutsam präzise über Leinwand und Papier. So verbinden sich in ihrem Œeuvre gestisch malerische Kraft mit kalligraphischer Energie zu einem Organismus komplexer Akkorde. Auf der Bildoberfläche tanzende Tuschelinien und kräftige Farbtöne öffnen Perspektiven, die auch fein artikulierten Nuancen, Auslassungen und Zwischentönen genügend Raum geben. Die Prozessualität eines intuitiv ausgeführten und zugleich künstlerisch reflektierten Ringens um Farbe und Form hat sich zutiefst in Eberles Bildschöpfungen eingeschrieben.
Jana Schröders künstlerische Praxis beruht auf einer frenetisch anmutenden und zugleich aufs Nötigste reduzierten Maltechnik. Als ausgesprochene Formalistin sind ihre Bilder vor allem von der Aktion des Malvorgangs selbst beherrscht. Der betrachtende Blick wird über eine dichte Farbstruktur mit maßvoll kurvig gesetzter Strichführung geleitet. Pinselschleifen mit subtilen Tonabstufungen eröffnen Tiefenräume auf der Bildoberfläche. Aus facettenreichen und sich überlagernden malerischen Strukturen entsteht ein vielschichtiges chromatisches Gewebe, das auf der Netzhaut des Auges vor- und zurückgleitet. Schröder arbeitet seriell und jeder Zyklus ist durch eine signifikante, beschränkte Auswahl an Farben gekennzeichnet. Ausgeführt in großem Format und mit ausgeprägtem Gespür für Kolorit rufen die Kompositionen der Künstlerin sowohl intuitive Bewegungen des Körpers als auch stillen, konzeptionellen Geist wach. Die Bedachtsamkeit der von Schröder entwickelten, auf experimenteller Bildfindung beruhenden Malmethodik äußert sich in sorgsamer Ausarbeitung der Motive, die je nach Annäherung an die Werke als Negativraum oder Positivform aufgefasst werden können. So ließe sich Schröders künstlerischer Ansatz als Kontemplation über Begriffe wie Langsamkeit und Schnelligkeit, aber auch Prozess und Wiederholung lesen.
Ein Ausstellungsprojekt in Kooperation mit Alexander Warhus.
Andreas Breunig, geb. 1983 in Ebersbach, lebt und arbeitet in Düsseldorf. 2002–2008 Kunstakademie Düsseldorf (Klasse Albert Oehlen). Ausgewählte Ausstellungen: 2022 & 2021 Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt a.M. (s); 2022 Nino Mier Gallery, Los Angeles & Brüssel (s); 2022 H2 Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast, Augsburg (g); 2021 Kunsthaus NRW, Aachen-Kornelimünster (g); 2020 Kunstverein Heppenheim (s); 2020 Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt a.M. (g); 2020 Deichtorhallen, Hamburg (g); Galerie Sabine Knust, München (s); 2019 Kunstmuseum Bonn (g); 2019 Kunstmuseum Wiesbaden (g); 2019 Kunstsammlungen Chemnitz (g); 2019 Sauvage, Bonn (s); 2019 Nino Mier Gallery, Los Angeles (s); 2018 Aishti Foundation, Beirut (g); 2018 Kunstverein Heppenheim (mit Jana Schröder); 2018 Kunstverein Reutlingen (g); 2017 Warhus Rittershaus, Köln (mit Clemens Rathe); 2016 Fondazione Carriero, Mailand (g); 2014 Haus der Kunst St. Josef, Solothurn, CH (g); 2012 Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln (g); 2011 KIT – Kunst im Tunnel, Düsseldorf (g); 2008 Villa de Bank, Eschede (s); 2008 Kunsthaus Sootbörn, Hamburg (g).
Hedwig Eberle, geb. 1977 in München, lebt und arbeitet in Uffing am Staffelsee. 1999–2001 Universität der Künste Berlin (UdK), 2001–2006 Akademie der bildenden Künste München (AdBK). Preise & Stipendien: 2001–2002 Residency Fellowship UIC, Chicago; 2013 Cité Internationale des Arts, Paris; 2014 Bayerischer Kunstförderpreis; 2017 Kunstpreis der Akademie der Schönen Künste, München. Ausgewählte Ausstellungen: 2023 Pinakothek der Moderne, München (g); 2022 Jahn und Jahn, München & Lissabon (s), 2020 Bayerische Akademie der Schönen Künste, München (mit Georg Fuchssteiner); 2018 Bundeskunsthalle Bonn (g); 2018 Galerie Markt Bruckmühl (mit Katharina von Werz); 2017 Galerie Friese, Berlin (s); 2016, 2015 & 2013 Lenbachhaus, München (g); 2016 Centre d’art, Meymac (g); 2016 Warhus Rittershaus, Köln (mit Sophie von Hellermann); 2016 Kunstverein Reutlingen (s); 2015 & 2013 Corbett vs. Dempsey, Chicago (s); 2015 Städtische Galerie Cordonhaus, Cham (mit Georg Fuchssteiner); 2015 & 2010 Galerie Jahn Baaderstrasse, München (s); 2015 Schönewald, Düsseldorf (g); 2014 Salon der Gegenwart, Hamburg (g); 2013 Kunstverein Weiden (g); 2011 Woodmill Gallery, London (g); 2010 Glue Factory Glasgow (g); 2007 & 2006 Galerie Schmela, Düsseldorf (s).
Jana Schröder, geb. 1983 in Brilon, lebt und arbeitet in Düsseldorf. 2005–2009 Kunstakademie Düsseldorf (Klasse Albert Oehlen). Ausgewählte Ausstellungen: 2023 Nino Mier Gallery, New York (s); 2022 Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt a.M. (s); 2022 H2 Zentrum für Gegenwartskunst im Glaspalast, Augsburg (g); 2022 Sammlung Grässlin, St. Georgen (g); 2022, 2019 & 2015 Nino Mier Gallery, Los Angeles (s); 2021 Kunst-Station Sankt Peter, Köln (s); 2021 Galerie Bärbel Grässlin, Frankfurt a.M. (s); 2021, 2019 & 2016 T293, Rom; 2021 Nino Mier Gallery, Brüssel (s); 2020 Kopfermann-Fuhrmann Stiftung, Düsseldorf (s); 2020 Deichtorhallen, Hamburg (g); 2019 Kunstmuseum Bonn (g); 2019 Kunstmuseum Wiesbaden (g); 2019 Kunstsammlungen Chemnitz (g); 2018 Kunstverein Heppenheim (mit Andreas Breunig); 2018 Aishti Foundation, Beirut (g); 2017 Kunstverein Reutlingen (s); 2016 Pinakothek der Moderne, München (g); 2015 Bundeskunsthalle Bonn (g); 2015 Yves Klein Archives, Paris (g); 2014 Haus der Kunst St. Josef, Solothurn, CH (g); 2011 KIT – Kunst im Tunnel, Düsseldorf (g).
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